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Drehbuch: Der Rollstuhl

von Tuokki Geneia



Im Park
(Rollstuhlfahrerin und Schwangere gehen spazieren)
Rollstuhlfahrerin: Nun fahr doch nicht so schnell oder willst du ein Rennen gewinnen?
Schwangere: Oh nein, entschuldige. Es ist nur ... nur ... nur
Rollstuhlfahrerin: Ja was ist denn, mein Kind?
Schwangere: Ich werde Sie nicht länger pflegen können.
Rollstuhlfahrerin (betrübt): Ich hätte ich es ahnen sollen. Eine alte Schachtel wie ich. Es war es war nur eine Frage der Zeit bis du es nicht mehr mit mir aushalten würdest.
Schwangere: Ach nein, ganz und gar nicht. Mir gefällt es sehr mit Ihnen Zeit zu verbringen. Aber ich habe versucht es solange wie möglich nicht auffallen zu lassen, und nun scheint mir das ganze unmöglich (deutet auf ihren Bauch) Ich bin schwanger!
Rollstuhlfahrerin: Was du nicht sagst Kind! (Setzt ihre Brille auf und schaut überrascht) Ja Tatsache! Wie konnte ich das nur übersehen. Meine Augen sind auch nicht mehr das was sie mal waren.
(Die beiden fahren weiter und es nähert sich der Polizist)
Polizist: Einen wunderschönen guten Tag die Damen, Frau Witt (verneigt sich zur Rollstuhlfahrerin), Frau Meyer (lächelt der Schwangerin verschwörerisch zu)
Schwangere (errötet): Guten Tag Klaus
Rollstuhlfahrerin: Guten Tag Herr Wachtmeister
Polizist: Na was tun denn zwei so hübsche Damen an einem Tag wie diesem im Park?
Schwangere: Ach nichts besonderes, wir spazieren ein wenig durch die Gegend. Und was tust du? Musst du nicht arbeiten?
Polizist: Doch, doch, aber ich dachte mir, dass ich mal eben eine Stärkung brauchen könnte. Du weißt doch wie schnell ich vom Fleisch falle und es ist schon wieder zwei Stunden her, dass ich Mittag gegessen habe. Deswegen werde ich nun auch mal weiter. Einen schönen Tag noch (setzt zörgernd hinzu) und bis nachher, Liebling.
(Die beiden winken, der Polizist geht ab und es nähern sich zwei junge Männer)
Mann 1: Alter ist das krass. Schau dir den Wagen an. Ist der nicht hammer?! Das ist genau der, der uns noch für unsere Sammlung fehlt (deutet auf den Rollstuhl)
Mann 2: Boah ja, du hast Recht. Aber schau mal das Faltengesicht an, die darin fährt. Ich glaub die versteht nicht gerade was von der Wichtigkeit eines solchen Rennens.
Mann 1: Ach komm, wir können es ja trotzdem mal probieren. Schaden kann es ja nicht. Schließlich haben alle Alten Katzen und Katzen fressen viel, viel Futter kostet viel Geld, also brauchen die doch bestimmt genauso wie wir immer Kohle. Und schau mal was ich hab (zieht aus der Tasche ein paar Scheine) Gestern erst "verdient".
(Die Männer gehen auf die beiden inzwischen stehengebliebenen Frauen zu)
Mann 1: Hey, was geht ab? Wisst ihr wir haben von da drüben gerade mal ganz klar gesteckt, dass das heiße Gefährt was ihr da habt wie für uns gemacht ist. Was wollt ihr dafür?
Schwangere: (erstaunt) Wie was wollen wir wofür?
Mann 2: Na das ist doch wohl ober klar (kniet sich hin und betrachtet stauenden den Rollstuhl) Dieses Gefährt, ein Traum. Mit dem kriegt man bestimmt locker 80km/h hin. Vielleicht muss noch hier und da was gemacht werden, und der Lack müsste natürlich auch erneuert werden. Aber sonst, astreines Teil, echt, Kompliment.
Rollstuhlfahrerin (entrüstet): Was fällt euch eigentlich ein ihr Tölpel?! Einer alten Frau ihre einzige Fortbewegungmöglichkeit wegnehmen wollen. Wo kommen wir denn da hin? Also wirklich, zu meiner Zeit gab es ...
Mann 1: Nun mal nicht so hektisch alte Lady ...
Schwangere (nun auch erbost): Nennen Sie sie nicht alt! Ich sage zu Ihnen ja schließlich auch nicht dummer Herr.
Mann 2: Robby, ich glaub das hat keinen Sinn. Die checken das einfach nicht. Aber das Rennen ist echt wichtig und ich lass mir das doch nicht von zwei solchen Schreckschrauben kaputt machen. Vielleicht finden wir nie wieder einen solchen Wagen. Aber gibt es nicht irgendwie so ein Gedicht, welches besagt "Und bist du nicht willig, so brauch Gewalt!"? Wie wahr, wie wahr ...
(Dreht sich erst ab, schaut dann aber seinen Partner an und plötzlich greifen beide energisch den Rollstuhl und schleudern durch eine heftige Bewegung die alte Frau zu Boden)
Schwangere (erschrocken und besorgt beugt sie sich über die Rollstuhlfahrerin): Geht es Ihnen gut Frau Meyer? Warum hilft uns denn keiner? Zu Hilfe, zu Hilfe! Diebe! Räuber! Halunken! Mörder!
(Sie ruft weiter hysterisch und es kommt völlig außer Atem der Polizist angelaufen. Die beiden Männer gehen inzwischen von der Bühne mit dem Rollstuhl ab)
Polizist: Was ist denn meine Liebste? Wo liegt die Leiche? Ich verständige sofort die Kriminalpolizei!
Schwangere: Zu beruhige dich doch Klaus. Niemand wurde umgebracht, aber ausgeraubt worden sind wir. Zwei Männer waren es. Ich hab sie genau gesehen.
Polizist: Dann beschreibe sie mir einmal. Ich werde dann meine Kollegen verständigen und wir nehmen die Verfolgung auf (beißt von dem Donut in der Hand ab)
Schwangere: Ja also, es waren zwei. Mittelgroß. Jung. Kamen sicherlich von hier. Sie trugen normale Kleidung ... und halt!
(Die beiden Männer fahren mit dem Rollstuhl auf die Bühne und umkreisen die drei anderen)
Rollstuhlfahrerin: Das sind sie! So halten Sie sie doch! Mein armer Rollstuhl!
(Der Polizist schaut unschlüssig zwischen Donut und Rollstuhl hin und her, beißt schließlich einmal ab, wirft ihn weg und beginnt den Männer schwerfällig hinterher zulaufen, welche sich einen Spaß daraus machen ihn immer im Kreis laufen zu lassen)
Schwangere: So fang sie doch endlich Klaus. So schwer ist das auch wieder nicht.
Polizist (prustet, kommt nach vorne und stellt sie vor das Publikum, während die anderen sich von der Bühne entfernen. Zum Publikum gewandt nun): Ein jeder kennt das doch. Da ist die Liebste, die euch so entzückt und ihr wollt alles tun um ihr zu gefallen und sie fordert immer noch mehr. Ich bin doch schließlich nur ein einfacher Polizist und habe noch nie jemanden verfolgen müssen. Aber nun denn ... Auf sie mit Gebrüll!
(Verlässt sichtlich ermüdet und extrem langsam laufend die Bühne, während Requisitenträger 1 sich mit dem Geschwindigkeitsschild auf Position bringt)
(Es kommen die beiden Männer laut lachend angefahren)
Mann 1: Na denen haben wir es aber gezeigt. Hätte nicht gedacht, dass die gleich die Bullen rufen.
Mann 2: Ja, aber hast du das Walroß gesehen? Das war echt filmreif wie der uns hinter hergelaufen ist.
Mann 1: Genau, und jetzt steht und unserem Sieg nichts mehr im Wege. Schau mal, da vorne können wir gleich mal ausprobieren was unser Gefährt so zu Stande bringt.
(Fahren auf Geschwindigkeitsschild zu, welches umgedreht wird und die aktuelle Geschwindigkeit von 89km/h anzeigt)
Mann 1: Das ist ja sogar noch besser als ich gedacht habe. Ich habe mir sogar schon gedanken über die Lackierung gemacht. Wir könnten ja Flammen draufmachen und "Born to be wild" in grüner Schrift.
Mann 2: Ach nein, das ist veraltet. Das kennt doch jeder. Ich will lieber einen Delfin draufhaben. Und dann schreiben wir dazu "The lords of freedom".
Mann 1: Wie tuntig sieht denn das bitte aus? Alle würde lachen.
(Sind inzwischen stehen geblieben)
Mann 2: Du findest also ich bin tuntig? Na danke, und sowas nennt man einen Freund. Du bist doch hier die Obertunte. Du mit deinem dämlichen Einfällen immer. Du hast mir schon mehr als einmal das Spiel versaut.
Mann 1: Achja, und wegen wem verlieren wir denn immer? Wenn du nicht zwei solche linke Hände hättest für Rollstühle, hätten wir schon lange gewonnen. Aber nein, der Herr muss ja immer alles kaputt machen.
Mann 2: Wenn ich doch angeblich immer alles kaputt mache, warum arbeitest du dann überhaupt noch mit mir? Ganz einfach, weil ich der einzige Depp bin, der sich überhaupt mit dir angibt.
Mann 1: Achja?! (bedrohlich)
Mann 2: Ja! (Baut sich vor dem anderem auf)
Mann 1: Na das wollen wir doch mal sehen! (Schubst ihn leicht)
Mann 2: Dann komm doch her du Oberpflaume (Schubst zurück)
(Die beiden packen sich am Kragen, doch plötzlich kommen zwei Polizisten mit Blaulicht um die Ecke (Der Dicke und die ehemals schwangere Frau, die nun als Polizist verkleidet ist). Die beiden versuchen zu flüchten ...)
Mann 1: Da kommen die Bullen! So ein Mist! Lass uns abhauen!
Polizistin: Halt stehen bleiben. Keine Bewegung oder Sie werden es bitte bereuen.
(Die beiden versuchen zu flüchten, doch von der andere Seite kommt die alte Dame mit einem Gehstock angehumpelt und wirft ihnen eben diesen zwischen die Beine)
Rollstuhlfahrerin: So nicht ihr Burschen. Ihr habt wohl nicht damit gerechnet, dass ein altes Wrack wie ich noch so fit sein kann auf den Beinen. Aber ihr werdet schon noch euer blaues Wunder erleben. Eine arme alte Frau bestehlen, also wirklich, hat eure Mutter euch denn gar keine Manieren bei gebracht.
Mann 2: Ach halt den Sabbel du alte Hexe.
Rollstuhlfahrerin: Nun werde mal nicht frech hier. (Haut ihn mit der Handtasche) Sowas sagt man nicht.
Polizistin (zieht die Rollstuhlfahrerin vom Mann weg): Keine Sorge Frau Meyer, wir bringen die beiden nun auf's Revier und dann werden wir eine Anzeige schreiben. Ich denke Sie genug erlebt für heute (hilft ihr in den Rollstuhl, wo diese erschöpft sitzen bleibt).
Rollstuhlfahrerin: Sie wissen gar nicht wie dankbar ich Ihnen beiden bin. Ich schwöre Ihnen, in meinen ganzen 78 Jahren ist mir sowas noch nie passiert. Geschweige denn hätte ich gedacht, dass es sowas geben könnte.
Polizist: Tja, leider gibt es zur heutigen Zeit schon fast nichts mehr, was es nicht geben würde. Die Jugend wir immer rüpelhafter und selbst wir wissen schon manchmal nicht weiter. (Nimmt die einen der beiden Männer)
(Die Rollstuhlfahrerin verlässt die Bühne und die Polizistin ergreift den anderen Mann)
Polizist (nun schelmisch grinsend): Der haben wir aber einen Bären aufgebunden.
Polizistin: Ja genau (Lässt den Mann los)
Polizist: Irgendwie tut sie mir leid, aber es musste halt sein. (Lässt den anderen Mann los) Nichts für Ungut Jungs, aber ihr solltet das nächste Mal echt aufpassen wo ihr eure Gefährte herbekommt. Nochmal können wir euch nicht den Hals retten (Schüttelt den beiden die Hand)
Mann 1: Wird gemacht Meister.
Polizistin: Und wie läuft es mit den Vorbereitungen des Rennens?
Mann 2: Naja, abgesehen davon, dass wir gerade unser bestes Gefährt wieder verloren haben, ganz gut.
Polizist: Das klingt gut. Schließlich verdienen wir uns ja auch was dabei, oder nicht? (Legt den Arm um die Polizistin) Und wegen dem Rollstuhl ... macht euch da mal keine Sorgen. Es gibt da so ein Zauberwort namens Spurensicherheit, mit welchem ich euch den Rollstuhl für das Wochenende besorgen werde. (Lächelt verschwörerisch)
Mann 2: Na dann! Auf ein gutes Rennen!








Besetzung
Rollstuhlfahrerin:
Schwangere (später Polizistin):
Polizist:
Mann 1:
Mann 2:

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