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Bleib nicht stehen

von Tuokki Geneia

Bleib nicht stehen

"Dann geh ich halt zu Fuß," sagte sie und sprang aus dem Auto. Wütend stampfte sie zum Postkasten und schmiss den Brief ein. Eigentlich erwartete sie, dass ihre Mutter aussteigen würde und mit ihren reden würde, doch das geschah nicht. Kaum hatte sie sich umgedreht, hörte sie auch schon den Motor und Sekunden später waren sie verschwunden. Na toll, eigentlich war das mit dem zu Fuß gehen doch nur ein Scherz gewesen. Dachten die denn wirklich, sie würde freiwillig 17km zu Fuß gehen? Noch dazu sah es so aus als würde es bald dunkel werden. Resigniert ließ sie die Schultern hängen und ging los.

Die ersten zwei Kilometer verliefen noch durch die Stadt. Aber da die Dämmerung schon eingetreten war, war nicht mehr viel los auf den Straßen. Nur einige Fahrradfahrer überholten sie. An der Feldmark hinten schließlich lief auch ein abendlicher Jogger an ihr vorbei. Für einen Moment malte sie sich aus was wohl wäre, wenn das ein Vergewaltiger wäre, der auf sie an der nächsten Ecke warten würde. Doch nichts geschah. Und so lief sie weiter und weiter.
Es begann zu regnen. Nicht stark, aber immerhin so, dass sie ein unschönes, nasskaltes Gefühl auf der Haut hatte. Sie schlug den Kragen ihrer dünnen Jacke höher und begann zu frösteln. Aber das nicht nur vor Kälte. Es lag eine unbeschreibliche Spannung in der lauen Frühlingsluft. Es war, als würde man sie warnen wollen, doch sie hörte nicht darauf und ging unbeirrt weiter. Es dunkelte rascher als sonst. Als sie die ersten Schatten der Bäume des Waldes, durch den sie hindurchmusste, erreichte war die Sonne inzwischen längst hinter dem Horizont verschwunden. Ihr war als würden sie tausend Augen aus dem Wald beobachten. Logisch, es gab ja auch genug Elfen und Tiere dort, an welche sie auch glaubte. Doch sie spürte, dass dies nicht ihre Augen waren. Etwas Böses lag auf der Lauer.

Ihre Schritte wurden zunehmend zügiger. Sie versuchte ihre Gedanken abzulenken, denn sie wusste nur zu gut, dass man mit bloßen Gedanken Dinge wahr werden lassen kann. Nun lief sie fast. Ihr Atem stockte und ihr lief kalter Schweiß den Rücken hinunter. Doch noch immer war das Ziel so fern. Sie entschied sich ein paar Meter zu laufen. Sie zählte gedanklich bis 100, dann stoppte sie und ging wieder langsamer. Ihr fragt warum? Sie wollte nicht völlig außer Atem sein, falls ein Verfolger auftaucht und sie fliehen muss. Unzählige, zähe Minuten verflossen. Plötzlich blieb sie stehen. Sie spürte es. Es war näher gekommen. Nun direkt hinter hier. Wie die Personen, über die sie sich tausend Mal in schlechten Horrorfilmen aufgeregt hatte, war auch sie unfähig zu laufen. Den Atem anhaltend drehte sie sich um. Nichts! Fast hätte sie aufgelacht, so dumm erschien sie sich plötzlich. Doch dann fiel ihr Blick auf den Boden nur 100 Meter hinter ihr. Ein kreisförmiger Schatten bewegte sich auf sie zu. Sie stieß ungewollte ein Wimmern aus und drehte sich um. Ihr Gehirn gab einen unmissverständlichen Befehl: LAUF! Und ihre Beine gehorchten auf der Stelle. Und sie lief. Strauchelnd kam sie den Waldrand, ihrer Rettung, immer näher. Dann erreichte sie ihn. Fast wäre sie stehen geblieben, so atemlos war sie. Doch sie trieb sich selbst weiter. Sie konnte hier nicht stehen bleiben. Und so ging sie mit zügigen Schritten weiter. Dort war das alte Försterhaus. Wenn sie an diesem vorbei war, konnte ihr wirklich nichts mehr passieren. Sie lächelte nun. Sie ist ein ziemlicher Angsthase gewesen. Der Schatten war bestimmt nur eine Sinnentäuschung. Nun ging sie am alten Reiher vorbei. Irgendetwas funkelte dort am Ufer. Neugierig und an all die Helden- und Drachensagen denkend trat sie näher. Etwas schien dort im Wasser zu liegen. Ihr Herz schlug höher. Was wenn es ein Drachenei war? Oder ein Schwert?

Sie bückte sie über das Wasser. Und noch etwas tiefer, um den Gegenstand gut betrachten zu können. Völlig fasziniert bemerkte sie nicht, dass ihr Gesicht schon fast die Wasseroberfläche berührte. Zu spät war es, als plötzlich ein silbernde Hand sie packte und sie mit sich in die Tiefe zog.
Ihr letzte Gedanke war es, warum sie denn nur stehen geblieben war. Doch er änderte nichts mehr. Dort wo sie vorher gehockt hatte, breitete sich nur neuerlich ein kreisrunder Schatten aus und bewegte sich langsam zurück in Richtung Wald. Dort würde er auf ein neues Opfer warten. Und er wusste, es würde schon bald kommen. Denn irgendwann blieben sie alle stehen.

Kurzgeschichte: Mitten drin

Mit klopfenden Herzen klopfte ich zunächst zaghaft an der Tür, dann jedoch immer fester. Im Kopf ging ich nochmals meine zurechtgelegte Erklärung durch, als sich plötzlich eine Hand auf meine Schulter legte. Erschrocken fuhr ich herum, doch schon legte sie ihren Zeigefinger auf meine Lippen und verhieß mir zu schweigen. Mich fest am Oberarm packend schob sie mich in ihre Wohung.
Sie deutete auf die Badewanne und befahl mir im rauhen Ton mich auszuziehen. Erst jetzt bemerkte ich, wie verschwitzt mein Körper durch die Aufregung und das doch sehr schwüle Wetter draußen war. Völlig gebannt und unfähig eines einzelnden Gedankens folgte ich ihren Anweisungen. Zur Seite schielend merkte ich, wie sie jede einzelne meiner Bewegungen mit ausdruckslosem Ausdruck beobachtete, und mir stief die Schamesröte ins Gesicht.

Langsam ließ ich mich ins noch heiße Badewasser sinken. Endlich löste auch sie sich aus ihrer staturnhafter Starre und trat auf mich zu. Sie ließ ihr schürzenhaftes Kleid auf den Boden sinken. Ich war unfähig zu atmen als ich ihren reifen, wohlgeformten und so natürlichen Körper erblickte. Sie glitt zu mir ins Badewasser und begann mich sanft einzuseifen. Wäre mir das auch bei meiner Mutter unangenehm, so fühlte ich nun doch eine seltsame Erregung in mir aufkommen.

Von Tuokki Geneia

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