Bibliothek

Caught

von Tuokki Geneia

Caught

1. Die Lösungen

Als auch der letzte müde Schüler sich gähnend auf den Weg ins Bett machte, schien der Gemeinschaftsraum der Gryffindors vollkommen leer. Das leise Knistern des Feuers war das einzige Geräusch was man hören konnte. Doch plötzlich löste sich eine Gestalt aus dem Schatten neben der Vitrine. Es war Hermine, die völlig in einen schwarzen Kapuzenumhang gehüllt war. Ein leises, irres Glucksen ließ sie vernehmen, als sie die Karte des Rumtreibers aus der Tasche zog. Sie hatte sich vorhin in den Jungsschlafsaal geschlichen, um diese zu stehlen. Jungs konnten ja so einfältig sein. Zu lang hatte sie sich in den letzten Monaten mit Harrys albernden Narbengeziepe herumgeärgert, sodass nun ihre Note in Zaubertränke auf der Kippe stand. Doch sie wäre nicht Hermine, wenn sie nicht eine Idee hätte um wieder zu alten Ordnung zurückzufinden, und ihr Ohnegleichen einzukassieren. Davon einmal abgesehen, war es nur fair sich bei Harry für seinen Egoismus zu revanchieren.

Langsam, ständig auf der Karte nach möglichen Schwierigkeiten suchend, schlich sie sich durch die Gänge. Ihr Ziel war ihr klar. Wochenlang schmiedete sie an diesem Plan, und es war schließlich nicht das erste Mal, dass sie Regeln brechen würde. Snapes Büro lag in den Kerkern. Das wusste sie noch, weil Harry damals dort Okklumentikunterricht genommen hatte. Wieder stieß ein heiseres Lächeln in ihr auf. Wie närrisch Dumbledor doch war zu denken, dass Harry auch nur einen Hauch Talent hätte. Sie hätte den Unterricht gesponsert kriegen müssen. Schließlich war sie die Klassenbeste und mehr als nur talentiert und hochbegabt.

Die Nacht hatte sie Glück. Ihr begegnete weder Filch, da dieser auf der anderen Seite des Schlosses sich mit Peeves rumärgerte, noch sonst irgendwelche geistigen noch menschlichen Geschöpfe. Sie war vollkommen allein und erreichte so unbehelligt die Tür von Snapes Büro. Ohne große Umstände öffnete sie die Tür mit einem ziemlich simplen Zauber. Wie dumm konnte man nur sein, zu denken, dass dieser sie aufhalten würde?

Das Büro selber war sehr kahl eingerichtet. Am Ende stand ein großer Schreibtisch vor einem hohen Stuhl. Daneben leckten die Flammen eines noch immer brennenden Kamins an einem brödelnden Kessel. Die Wände jedoch ringsherum waren bis auf den letzten Flecken Gemäuer ausgefüllt mit Regalen, die vollgestellt waren, mit eingelegte Tieren und anderen Zaubertrankzutaten. Einen Moment lang betrachtete Hermine diese, doch wand sich dann ab. Ihre Aufmerksamkeit galt dem Schreibtisch und den Papieren darauf. Irgendwo dort mussten das Prüfungsexemplar sein, und eben das war es, was sie wollte. Sie ließ die Karte des Rumtreibers fallen und durchschritt mit großen Schritten den Raum. Alle Vorsicht vergessend durchwühlte sie die Papiere. Ein leiser Freudenschrei löste sich von ihrer Kehle, als sie das begehrte Stück Pergament endlich in den Händen hielt. Wie lang hatte sie darauf gewartet. Nun würde alles wieder gut werden. Sie malte sich aus wie Snape schauen würde, wenn sie keinen einziges Fehler machen würde. Er würde Galle schlucken, wenn er ihr ein Ohnegleichen geben musste. Und täte er es nicht, würde sie Mrs. McGonagall bitten ein Machtwort zu sprechen. Hämisch grinsend richtete sie den Zauberstab auf die Lösungen und sprach die magischen Worte um eine Kopie herzustellen. Einen Moment noch schimmerte das Double silbernd, dann nahm es vollständig die ursprüngliche Farbe des Originals an. Sie wandte sich schon um um zu gehen, als plötzlich ein leises Räuspern aus dem Schatten neben dem Kamin erklang. Eines schwarzen Engels gleich glitt Snape auf sie zu. Sein Mantel glitt wie schwere Seide über den Boden. Doch in seinem Gesicht war kein Anzeichen des Zornes. Viel eher erkannte man Genugtuung darin wieder. Nun stand er vor ihr und schaute zu ihr hinab. "Granger, sie sind ein dummes, dummes Mädchen", sagte er lächelnd und kniff ihr dabei in die Wange. "Wie konnten Sie nur glauben, ich würde nicht wissen was sie wollen. Doch keine Sorge, dass bleibt unser Geheimnis, wenn sie über das Geheimnis schweigen, welches wir beide nun haben werden ..."

Völlig gebannt lauschte Hermine der zärtlichen Stimme des Zaubertranklehrers. Sie fühlte sich plötzlich ganz benebelt und willenlos. Nur wenige Momente noch war sie fähig unterwürfig zu nicken und ihre Zustimmung zu beteuern, dann fiel sie auch schon in eine tiefe Trance und verlor jegliche Orientierung.


2. Der erste Dienst

Als Hermine am nächsten Morgen erwachte, wusste sie zunächst nicht, ob das Geschehene nur ein Traum gewesen war oder der Wirklichkeit entsprach. Sie versuchte noch einige Zeit die Augen weiter geschlossen zu halten, um so etwas Klarheit in ihre Gedanken zu bringen, doch die Mädchen um sie herum waren schon hellwach, und hatten anscheinend etwas total witziges gefunden, denn sie kicherten die ganze Zeit. Als Hermine endlich die Augen öffnete, merkte sie, dass sämtliche Mädchen sich um ihr Bett versammelt hatten und sie anstarrten. Zornig wollte sie wissen, was es denn so doof zu gucken gäbe. Doch Augenblicke später wusste sie warum. Auf ihrem Nachtschrank lag eine Lilie und daran befestigt ein offensichtlich handgeschriebener, winziger Brief. Errötend griff sich nach der Rose samt Brief und lief noch im Morgenmantel auf die Mädchentoilette, um sich dort rasch in eine Kabine einzuschließen und dann mit zitternden Händen den kleinen Brief zu öffnen. Mit jedem Mal, den sie Brief weiter öffnete, schien dieser zu wachsen. Bis sie schließlich einen großen Bogen in der Hand hielt. Doch auf diesen fand sie nicht wie erwartet lange Texte, sondern nur die Worte "Heute um halb acht. Du weißt schon wo. X". Das alles war geschrieben in einer kleinen, regelmäßigen Handschrift. Sie ließ eine sichere Hand vermuten, denn es wurde nicht ein einziger Strich zu viel gesetz. Zu dem war das X mit einer säuberlich ausgeführten Zeichnung eines Raben umschlungen. Dies verleihte dem Brief noch einen weiteren Hauch Eleganz. Trotz all dieser eher schönen Dinge, ekelte Hermine der Brief aus einem unbeschreiblichen Grund an. Sie zerknüllte ihn wortlos und versuchte ihn in der Toilette herunterzuspülen. Sie würde ihn einfach ignorieren. Viel konnte schließlich nicht passieren.

Dann ging sie hoch um sich umzuziehen und um später zum Frühstück zu schlendern. Wo immer sie hingging, wandten sich die Köpfe zu ihr herum. Die Nachricht über ihren angeblichen Verehrer verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Schon wenig später wussten alle Bescheid. Ach, wenn sie doch nur wüssten, dachte Hermine still bei sich. Dann würden die Mädchen schon aufhören ihr ständig neidische Blicke zuzuwerfen.

Je näher der Abend rückte, desto nervöser wurde sie. Im Unterricht konnte sie sich nicht konzentrieren. Zweimal sagte sie sogar etwas falsches, als Professor Sprout sie etwas fragte. Auch beim Abendessen merkte man ihr, ihre Nervosität an. Sie bekam kaum ein Bissen herunter, denn sie wusste das Snapes ruhiger Blick stetig auf sie gerichtet war.

Nach dem Essen ging sie sofort hoch in den Schlafsaal, murmelte noch etwas von Kopfschmerzen, und legte sich dann rasch schlafen. Sie wollte es nicht riskieren Snape zufällig auf den Gängen oder in der Bibliothek zu begegnen. Sie schloß die Augen und dachte sie weit, weit weg. Noch nie hatte sie die Worte eines Lehrers missachtet, doch diesmal trieb eine innere Stimme sie förmlich dazu an. Die Nacht brach herein und sie hatte einen unruhigen Schlaf. Immer wieder wachte sie schweratmend und schweißgebadet aus wirren Träumen auf.

Es war schon fast morgen als sie ein letztes Mal erwachte. Irgendwas schien ein Geräusch gemacht zu haben, welches sie aus ihren Träumen hat auffahren lassen. Sie fuhr hoch und blickte sich um, doch es war nichts zu sehen. Durch das Fenster fiel schon der erste Sonnenstrahl, und als sie sich schon beruhigt zurück in die Kissen sinken lassen wollte, packte sie plötzlich jemand fest am Nacken und drückte ihr ein nach altem Käse riechendes altes Tuch auf den Mund. Und abermals wurde ihr zuerst schwummrig, bis sie schließlich völlig das Bewusstsein verlor und wieder in ein schwarzes Loch zu sinken drohte. Doch diesmal schien die Wirkung nicht so schwer gewesen zu sein wie beim letzten Mal. Immer wieder brach sie durch das Dunkle wie durch eine Nebelwand durch und sah Bruchstücken der Realität.

Von Tuokki Geneia

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