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Scarroths Zorn





Graubund
Barfüßig läuft ein zartes Mädchen mit unnatürlich bleicher Haut und langen, nachtschwarzen Locken durch die nebligen Gassen Graubunds. Ihre Augen scheinen je nach Lichteinfall schwarz oder lila zu sein, ihr Kleid mit dunklen Rüschen besetzt ist vorne knielang, aber eine lange Schleppe schleift hinter ihr über den Boden. Leise singt sie ein Lied, das sie in letzter Zeit häufiger gehört hat.

Mit glänzender Laune und aller Zeit der Welt, geht sie zu dem großen Platz vor der Festung, wo sich kauernd und zitternd jene verbergen, die wortbrüchig geworden sind. Wer sie betrachtet, sieht, dass ihr einige finstere Gestalten folgen. Blutsauger, Unwürdige, Diebe, Personen in edlen weichen Gewändern, welche nur durch ihren scharfen Verstand und ihre Treue eine Gemeinsamkeit finden.

“Warum fürchtet ihr euch? Diese Schwäche macht euch zu einer Enttäuschung, findet ihr nicht?” fragt eine seidenweiche Stimme, welche die dunkelsten Gedanken und Ängste in den Anwesenden hervorruft. Sie sind allein. Keine Wache, kein Magier, nicht einmal das Licht kommt ihnen zur Hilfe.

Sie dreht sich lächelnd um die eigene Achse, in einigen Augen der Wortbrüchigen blitzt Erkennen auf, als sich die zarte Gestalt immer mehr streckt, bis ein Drache aus ihr entwachsen ist, der so finster ist, dass sie nur Dunkelheit ist. Sogar das Licht der vielen mächtigen Fackeln auf den Zinnen scheint sie zu fürchten, nur noch ein hilfloses Glimmen geht von ihnen aus. In eben dieser verschraubten Bewegung dreht sich die Drachin weiter. Das Feuer, das aus ihrem Hals entströmt, ist so dunkel und eisig, dass die Personen mit ihrer abgrundtiefen Panik im Gesicht nicht mal einen letzten Atemzug haben, erstarrt in alle Ewigkeit in ihrem beschämenden Versagen.

Auch ohne mit der Spiralbewegung aufzuhören, breitet sich die Dunkelheit wieder aus. Und aus dieser Dunkelheit tritt mit selbstgefälligem Lächeln das zarte Mädchen wieder auf dem Burgplatz heraus. Wo die ihren auf sie warten.

"Danke", flüstert sie, als sie einen Becher gereicht bekommt. “Ab nun sollten wir von diesem Abschaum gereinigt sein… und unsere wahre Bestimmung finden können.”
In dieser verletzlichen Gestalt leert sie den Becher.

Nur wenige Augenblicke später greift sie sich in die Magengegend.
“Jetzt schon…? ” Ihre Pupillen werden zu schmalen Schlitzen und die Dunkelheit breitet sich aus, bevor die finstere Drachin den Mond verdunkelt. Und dann, als würde die Schwärze an diesem herunterlaufen, erstrahlt er im bleichen Licht über den Überlebenden und den Erfrorenen gleichmäßig und ungerührt der seltsamen Ereignisse der letzten Zeit.


Xaros Xerxes Holaya II | 28.11.23 - 14:37 Uhr | 0 Kommentare


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